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Mit Kindern radfahren: Was ist zu beachten?
1. Die Erwartungen herunterschrauben: Das wirkliche Leben ist nicht wie die Bilder
Ich denke, wir sollten realistisch sein. Die Bilder von Familienradtouren, die man online oder in Zeitschriften sieht, sind oft ziemlich idyllisch. Aber sie zeigen eben nur einen Teil der Wahrheit. So sieht die Realität nämlich aus: Ein Kind ist nach nur fünf Minuten schon zu müde, ein anderes will seinen Helm nicht tragen und ein unerwarteter Regenschauer macht den Ausflug dann doch noch zu einer nassen Katastrophe. Und das ist völlig in Ordnung!
Der Schlüssel ist, nicht zu hohe Erwartungen zu haben und sich nicht zu viel Druck zu machen. Natürlich läuft nicht immer alles reibungslos oder es wird nicht immer gelacht. Manchmal ist es schon eine Herausforderung, aus dem Haus zu gehen und auf das Fahrrad zu steigen. Seid auf ein paar kleine Hindernisse gefasst, und ihr werdet positiv überrascht sein, wenn alles besser läuft als erwartet. Atmet einfach tief durch.
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Tipp: Anstatt lange Fahrten mit mehreren Zwischenstopps an malerischen Orten anzustreben, konzentriert euch lieber darauf, einfach ein wenig frische Luft zu schnappen und allen etwas Bewegung zu gönnen. Wenn es eine Runde um den Park statt des Waldwegs ist, den ihr euch vorgestellt habt, dann ist das ein Erfolg!
2. Oder plane mehr Zeit ein – oder eben mehr Snacks. Flexibilität ist das A und O.
Auch wenn du noch so gründlich planst, kommt es oft anders als erwartet. Manchmal sind deine Kinder viel zu schnell unterwegs, sodass du dich fragst, warum du sie nicht für die Tour de France angemeldet hast. Manchmal wollen sie alle fünf Meter anhalten, um eine Schnecke zu untersuchen oder nach Wasser zu fragen.
Deshalb solltest du auch zusätzliche Zeit für ungeplante Umwege einplanen. Wenn du wenig Zeit hast, packe mehr Snacks ein. Ein gut gefüllter Snackvorrat gibt euch die Möglichkeit, eine Extrarunde zu drehen oder unerwartete Verzögerungen mit Bravour zu meistern. Denkt auch an Obst, Nüsse, Cracker oder alles, was eure Kleinen als "Notration" betrachten.
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Tipp: Wenn ihr einen straffen Zeitplan habt, solltet ihr früher anfangen, als ihr denkt. Wenn ihr aber merkt, dass ihr in Verzug geratet, dann atmet einfach mal tief durch. Es geht darum, die gemeinsame Zeit zu genießen, nicht sich über jede kleine Verzögerung aufzuregen.
3. Beginne mit kurzen, festgelegten Distanzen – ohne Zeitdruck
Wenn ihr gerade erst mit dem Radfahren mit Kindern beginnt, dann startet mit kurzen, einfachen Touren. Wählt Routen mit einem klaren Ziel, das euer Kind gern mag – zum Beispiel das Seeufer mit Volierenvögeln, den Hofladen mit Eis oder einen Spielplatz am Lorzenweg. Überfordert es nicht mit der Erwartung, lange Strecken zu fahren.
Es macht einen großen Unterschied, ob man sich für eine kurze, gezielte Runde entscheidet oder einen ambitionierten Tagesausflug plant. Hier geht's darum, Vertrauen aufzubauen und eine positive Verbindung zum Fahrrad zu schaffen. Es geht nicht darum, einen Marathon zu absolvieren, sondern darum, ein kleines Abenteuer zu erleben und glücklich nach Hause zurückzukehren.
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Mein Tipp: Nicht die Zeit ist dein Feind, sondern der Druck. Lass die Uhr einfach mal Uhr sein und lass dein Kind das Tempo bestimmen. Wenn es das Tempo drosseln möchte, dann lass es doch einfach. Wenn es in Fahrt ist und weitermachen möchte, super! Bei der Fahrt sollte es darum gehen, die Gegend zu entdecken, nicht darum, ein Ziel bis zu einer bestimmten Zeit zu erreichen.
4. Entspanne dich beim Radfahren: Wenn alles andere nicht klappt, fahr einfach eine "Turbo-Runde".
Kinder haben hin und wieder Wutanfälle. Sie können damit zu Hause, im Auto oder im Park anfangen. Warum also nicht all diese Energie in eine schnelle, unkomplizierte Fahrt stecken? Keine Disziplin, keine Frustration, einfach nur "raus und bewegen!"
An diesen stressigen Tagen, an denen alles außer Kontrolle zu sein scheint, ist das Schöne am Radfahren, dass man nichts einpacken oder viel planen muss – einfach aufs Rad steigen und losfahren. Fahre zum nächstgelegenen offenen Gelände, sei es ein Feld, ein Park oder sogar eine ruhige Straße, und lass sie Dampf ablassen.
Du brauchst keine Route und kein Ziel. Die Geschwindigkeit, der Wind, die Bewegung – das ist wie ein Reset-Knopf für erschöpfte Kinder (und Eltern). Manchmal genügt schon eine "Turborunde" auf dem Feld oder ein paar Sprints die Straße hinunter, um den Stress abzubauen.
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Mein Tipp: Macht es zu einem Spass, indem ihr ein Wettrennen veranstaltet oder so tut, als wärt ihr auf einer Verfolgungsjagd mit hoher Geschwindigkeit. Die körperliche Aktivität hilft dabei, angestaute Emotionen abzubauen. Am Ende werdet ihr wahrscheinlich alle lächeln (und möglicherweise außer Atem sein).
5. Verleiht dem Ganzen einen Hauch Magie: Verkleidet euch und macht es zu einem Abenteuer.
Wie wäre es, wenn du deine Fahrradtour zu einer spannenden Suche machst? Du kannst dein Kind zum Beispiel als seinen Lieblings-Superhelden, seine Lieblingsprinzessin oder eine abenteuerlustige Disney-Figur verkleiden. Lass es sich vorstellen, dass es auf einer Mission ist, die Welt zu erkunden und das nächste Kapitel seiner Geschichte zu schreiben. Wenn du die Spannung noch etwas erhöhen möchtest, kannst du bei jedem Stopp eine Seite aus einem kurzen Bilderbuch vorlesen. Während sie sich auf das nächste Ziel zubewegen, sind sie schon ganz gespannt, was als Nächstes passiert! So macht das Ganze nicht nur Spaß, sondern motiviert auch noch. Denn so wird aus einer gewöhnlichen Fahrt eine magische Reise, bei der die Kids die Helden sind. Die Vorfreude auf den nächsten Teil des Abenteuers wird sie motivieren und dafür sorgen, dass sie immer wieder aufs Neue begeistert aufs Fahrrad steigen.
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Mein Tipp: Mach die Geschichte locker und lustig. Wähle etwas, das zu ihrem Kostüm oder ihrer Lieblingsfigur passt, damit das Erlebnis noch intensiver wird.
Wenn ihr also das nächste Mal eine Fahrradtour plant, denkt daran: Es geht nicht darum, wie weit ihr gekommen seid oder wie lange ihr gebraucht habt. Es geht darum, gemeinsam draußen zu sein und neue Abenteuer zu erleben – sei es auf einem Feld, einem Wanderweg oder einfach nur bei einer Runde um den Block.